Andi Meyer am 3. Januar 2010 um 12:11 Uhr
Mein erster Krimi von Hakan Nesser. Natürlich kenne ich Kommissar Van Veeteren schon aus dem Fernsehen. Nun zu Weihnachten gabs das erste Buch, das ich bereits drei Tage später ausgelesen hatte. Für kostengünstigen Nachschub aus der Brockenstube ist auch schon gesorgt.
Ein Mann wird aus dem Gefängnis entlassen. Für zwei Morde hat er zweimal zwölf Jahre abgesessen. Monate später finden Kinder einen Männertorso. Wer ist der Tote? Opfer oder Täter? Kommissar Van Veeteren steht nicht nur vor einem fast perfekten Mord, sondern auch vor der Frage der Justiz und der Gerechtigkeit.
(Gelesen Dezember 2009)
PS. Vorsatz für 2010: regemässig meine Lektüre posten – wir werden sehn.
Andi Meyer am 12. September 2009 um 11:59 Uhr
Das Buch hat mich gepackt. Ich kann es wärmstens empfehlen. Aus Zeitgründen verweise ich hier aber nur auf die Artikel über den Autor Philip Roth und den Roman Empörung auf Wikipedia.
(gelesen September 2009)
Andi Meyer am 6. Juni 2009 um 05:00 Uhr
Der grosse Wettstreit der Religionen
Mein Fazit zu diesem exzellenten Buch: Anspruchsvollste Küche wird locker serviert.
Ein Königreich veranstaltet einen Wettbewerb zwischen Islam, Judentum, Christentum, Buddhismus, Hinduismus und Atheismus. Je ein Religionsvertreter wird eingeladen, die eigene Religion vorzustellen. Anschliessend soll entschieden werden, welche Religion das Königreich übernimmt. Der Wettbewerb wird zu einem bewegenden Erlebnis mit zahlreichen Zwischenfällen. Die Rahmenhandlung tippt verschiedene Themen an. Wie gehen Religionen mit fundamentalistischer Gewalt um? Wie reagieren die Religionen auf die persönlichen Gefühle der Menschen? Welche Emotionen weckt der religiöse Dialog? Sie ist deshalb ein zentraler Bestandteil dieses Buches und nicht nur Verbindungsglied der Abschnitte, in denen die einzelnen Relgionsvertreter in Vortrag und Diskussion ihre Theologie erläutern.
Die fünf Religionen und der Atheismus werden kompakt, aber sehr eindrücklich und kompetent präsentiert. Die entsprechenden Textabschnitte des Buches sind wesentlich anspruchsvoller als die lockere Rahmenhandlung. Aber es lohnt sich, diese Passagen aufmerksam zu lesen.
Shafique Keshavjee ist eine meisterhafte Fabel gelungen über das wahrscheinlich schwierigste Thema der Welt. Der Autor ist als Kind indischer Eltern in Kenia geboren. In der Schweiz hat er Politikwissenschaft und Theologie studiert. Die Orginalausgabe seines Buches erschien 1998 unter dem Titel «Le Roi, le Sage et le Bouffon» in Paris.
(gelesen Mai 2009)
Andi Meyer am 4. Juni 2009 um 23:37 Uhr
Gleich vorweg: «Medienmärchen» ist eine überholte Abrechnung mit der massenmedialen Infotainment-Schwemme. Ein Buch über die Medienwelt, geschrieben 1996, muss heute veraltet sein. Das Buch, vor Jahren aus einer Wühlkiste gekauft, habe ich im Juni 2009 mit leichter Nostalgie gelesen. Es tauchen vertraute, verstaubte Themen auf: Waldsterben, Tschernobyl, Mumia Abu-Jamal.
An den aufgezeigten Missständen des Medienbetriebs hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Internet, Online-Journalismus, Google-News, RSS-Feeds, Twitter, Facebook, Gratiszeitungen haben Geld- und Zeitdruck für die journalistische Arbeit erhöht und den Lebenszyklus einer Nachricht verkürzt. Online kann ich mich heute auch über journalistische Fehlleistungen informieren, etwas im bildblog.de. Doch die Aufklärung kann den Informationswert der ursprünglichen Meldung kaum erhöhen. Nichtssagendes bleibt nichtssagend, auch wenn es richtiggestellt wird. Der kritische und klare Blick, das Mühen um Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge wird mit zunehmender Informationsmasse selbst zum Medienmächrchen: Es war einmal …
Andi Meyer am 2. Juni 2009 um 05:00 Uhr
Schenker verbrachte die Stunden bis nach Mitternacht mit Nachdenken über mögliche Täter. Immer wieder stellt er sich laut die Fragte: «Wer hat diesen Mann, der hier illegal gelebt hat, umgebracht?» Schenkera Chef hatte angekündigt, er wolle sich mit den Verwandten von Düren treffen, aber unter ihnen befand sich der Mörder höchstwahrscheinlich nicht. Und wenn es doch einer von ihnen gewesen war, würden sie es nie zugeben. Es könnte eine Familienfehde gewesen sein, Blutrache. Doch auch das würden sie nie zugenben. Dazu sind sie noch zu sehr Kurden; sie erzählten nicht freiwillig.
Den Kriminalroman von Yusuf Yeselös habe ich mit viel Vergnügen gelesen. Dies sei vorweg gesagt, gerade weil ich mich über dieses Buch an einigen Punkten auch geärgert habe. Der Blick auf die Schweizer Beamten, die legalen und illegalen Kurden ist glaubhaft. Ebenso die Darstellung der Höhen und Tiefen interkultureller Partnerschaften. Mit Menschen aus der Türkei oder mit Kurden habe ich wenig persönliche Kontakte. Auf Grund zahlreicher Bekannter und Freunde aus dem Nahen Osten erlaube ich mir aber dieses Urteil. Die Kriminalgeschichte ist solide, auch wenn mich die Auflösung des Falles Düren eher enttäuscht hat. Nicht immer gelingt dem Autor eine glaubwürdige Verbindung von interkulturellen, schweizerisch-kurdischen Erlebnissen mit dem Verlauf der Aufklärung des blutigen Mordes im Eingang eines Postgebäudes. Einige der gelungensten Szenen interkultureller Tragikomik bleiben für die Verbrechensaufklärung irrelevant. Umgekehrt trägt die Überführung des Täter nicht wirklich zum Verständnis der unterschiedlichen Kulturen bei. Schade, dass die Verbindung der Ausländerthematik mit dem Plot des klassischen Krimis nicht noch besser gelungen ist.
(gelesen Mai 2009)
Andi Meyer am 23. Mai 2009 um 21:39 Uhr
Auf Grund der guten Rezensionen bei amazon.de habe ich das Buch gekauft und verschenkt. Selbst gelesen habe ich es erst, als es mit negativem Kommentar wieder zu mir zurück kam. Die Geschichte ist simpel, die Charaktere flach. Die angeblich romatische Liebesgeschichte reduziert sich auf einige wenige Begegnungen der beiden Protagonisten. Romantischer „Höhepunkt“ ist ein Kuss, der anstatt auf der Wange auf dem Hutband landet. Einen Abschluss hat das Buch nicht. Die Geschichte endet abrupt mitten im ohnehin dürftigen Handlungsstrang. Aus meiner Sicht dient die Erzählung als Vorwand für gruslige Beschreibungen von Pestkranken und Leichenbergen. Diese Schreckensbilder mögen historisch nicht falsch sein, sie sind aber für die Zielgruppe (das Buch ist ab 12 empfohlen) nicht geeignet. Ich möchte Ihnen aber positivere, teils geradezu begeisterte, Rezensionen dieses Buches nicht vorenthalten. Deshalb trotz allem der Link zum Buch auf amazon.de.
Andi Meyer am 21. Mai 2009 um 08:13 Uhr
Seit meiner Studienzeit gehört Stanslaw Lem zu meinen Lieblingsautoren. Er kann fremde Welten und unbekannte Technologien in eingängige Sprachbilder zu fassen. Obwohl das Beschriebene jenseits meiner Erfahrungswelt liegt, entstehen durch Lems Sprache lebendige Bilder und Emotionen, wie im Verhältnis zu Gegenständen meines Alltags.
Im Roman Rückkehr von den Sternen (auch erschienen unter dem Titel Transit) kehrt Hal Bregg nach einer zehnjährigen Raumexpedition auf die Erde zurück. Durch die relativistische Zeitverschiebung sind auf der Erde 123 Jahre vergangen. Freunde und Bekannte von Hal sind schon lange verstorben. Die Technologie ist ihm unbekannt, und Hal muss sich in einer fremden Welt mit völlig neuen sozialen Spielregeln zurecht finden. Das Sozialgefüge ist harmonisch und gewaltfrei durch die Betrisierung, einem chemischen Verfahren, dem jedes Neugeborene unterzogen wird. So ist eine Gesellschaft ohne Aggression entstanden. Mit der Aggression sind auch verwandte Verhaltensmuster verschwunden: Konkurrenz, Leistungsdenken, aber auch Initiative und Neugier. Die Menschheit hat die Erforschung des Weltalls weitgehend eingestellt. Raumfahrt findet nicht mehr statt. Es gibt nur noch leichte Sportarten. Und Hal merkt bald, dass die Betrisierung auch massive Auswirkungen auf die Sexualität hat. Das Verhältnis der Menschen, die ihn als Nicht-Betrisierten erkennen, schwankt zwischen Faszination und Angst.
Als weiteres Thema des Romans wird die Relativität der Zeit (Zeitdilatation) wunderbar anschaulich. Raumfahrt in diesen Dimensionen wirft menschliche und wissenschaftliche Fragen auf. Diesen Fragen muss Hal Bregg sich stellen. Interessant ist dabei die Auseinandersetzung Hals mit der in seiner Abwesenheit auf der Erde entstandenen wissenschaftlichen Literatur. Unaufdringlich brint Stansislaw Lem auf diesem Weg dem Leser seine Überlegungen zum Thema näher.
Weitere Informationen:
(gelesen April/Mai 2009)
Andi Meyer am 20. Mai 2009 um 15:25 Uhr
Was Gangs und Unternehmen gemeinsam haben
Sudhuir Venkatesh studiert Soziologie in Chicago. Wie alle Studenten wird er gewart: Ausserhalb des Campus in den Quartieren, die von Gangs kontrolliert werden, lauert die Gefahr. Doch er will das Leben der Armen erforschen. So macht er sich mit einem Fragebogen auf den Weg: Wie empfindet ihr es, arm und schwarz zusein? «Ich bin nicht schwarz, antwortete J.T. und wechselte wissende Blicke mit den anderen. «Na dann: Was ist es für ein Gefühl, Afroamerikaner und arm zu sein?» Ich bemühte mich um einen entschuldigenden Tonfall und hoffte, dass ich ihn nicht beleidigt hatte. «Ich bin auch kein Afroamerikaner. Ich bin ein Nigger. … Was hier in diesem Gebäude wohnt, sind Nigger», sagte er schliesslich. «Afroamerikaner wohnen in den Vorstädten und tragen Krawatten, wenn sie zur Arbeit gehen. Nigger finden keine Arbeit.»
So beginnen zehn erlebnissreiche Jahre im Kontakt mit dem Gang-Chef J.T. und seiner Familie, mit Drogendealern und alleinerziehenden Müttern, mit Prostituierten und korrupten Polizisten in einem sozialen Brennpunkt von Chicago. Das Buch ist ein spannender Erlebnisbericht mit persönlichen Einblicken in eine Parallelgesellschaft, in ganz andere und doch erstaunlich selbstverständliche Regeln gelten: Als ich sah, wie J.T. seine Verkaufsmannschaften eine nach der anderen ausfragte, wurde mir klar, dass er tatsächlich ein versierter Manager war. Alle seine Bandenmitglieder kannten die Routine. Sobald J.T. an einen Ort kam, ging der Leiter des Verkaufsteams allein zu J.T., nachdem er seine Männer angewiesen hatte, alle Verkaufstätigkeiten einzustellen. Einer der Dealer nahm alles Geld und alle Drogen an sich und verliess die Gegend, damit J.T. bei einem überraschenden Polizeizugriff nicht mit dem Drogenverkauf in Verbindung gebracht werden konnte.
Homepage von Sudhir Venkatesch (externer Link in neuem Fenster)
Sudhir Venkatesch auf wikipedia.org (externer Link in neuem Fenster)
gelesen April/Mai 2009
Andi Meyer am 1. Oktober 2008 um 10:39 Uhr
Der Kommissar-Hunkeler-Roman, 1999 erstmals erschienen, schlägt mich in seinen Bann. Die Szenerie wechselt zwischen dem St. Johann-Quartier, dem Lohnhof und dem persönlichen, elsässer Umfeld des Kommissars. Konfrontiert mit Vorurteilen gegen Ausländer, ehrgeizigem Karrieredenken und internen Konflikten mit Kollegen geht Peter Hunkeler seinen Weg. Er denkt, wie er sagt, seit er bei der Polizei ist. Selten war ich beim Lesen eines Krimis der Handlung und den Menschen so nah.
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Andi Meyer am 6. September 2008 um 17:56 Uhr
Ein Dolmetscher des britischen Geheimdiensts gerät in eine Geheimkonferenz, in der über die Zukunft des Kongo entschieden wird. Ich habe das Buch im August/September 2008 gelesen. Kurz darauf sah ich im Auslandjournal des ZDF eine Reportage über Ruanda und den Kongo. Man hätte meinen könne, es wäre eine Verfilmung des Romans von John Le Carré. Die Realität übertraf geradezu diesen spannenden Thriller.
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