Müller-Ulrich, Burkhard – Medienmärchen
Gesinnungstäter im Journalismus
Gleich vorweg: «Medienmärchen» ist eine überholte Abrechnung mit der massenmedialen Infotainment-Schwemme. Ein Buch über die Medienwelt, geschrieben 1996, muss heute veraltet sein. Das Buch, vor Jahren aus einer Wühlkiste gekauft, habe ich im Juni 2009 mit leichter Nostalgie gelesen. Es tauchen vertraute, verstaubte Themen auf: Waldsterben, Tschernobyl, Mumia Abu-Jamal.
An den aufgezeigten Missständen des Medienbetriebs hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Internet, Online-Journalismus, Google-News, RSS-Feeds, Twitter, Facebook, Gratiszeitungen haben Geld- und Zeitdruck für die journalistische Arbeit erhöht und den Lebenszyklus einer Nachricht verkürzt. Online kann ich mich heute auch über journalistische Fehlleistungen informieren, etwas im bildblog.de. Doch die Aufklärung kann den Informationswert der ursprünglichen Meldung kaum erhöhen. Nichtssagendes bleibt nichtssagend, auch wenn es richtiggestellt wird. Der kritische und klare Blick, das Mühen um Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge wird mit zunehmender Informationsmasse selbst zum Medienmächrchen: Es war einmal …