Keshavjee, Shafique – Der König, der Weise und der Narr

Kategorie: Gelesene Bücher
Andi Meyer am 6. Juni 2009 um 05:00 Uhr

Der grosse Wettstreit der Religionen

Mein Fazit zu diesem exzellenten Buch: Anspruchsvollste Küche wird locker serviert.

Ein Königreich veranstaltet einen Wettbewerb zwischen Islam, Judentum, Christentum, Buddhismus, Hinduismus und Atheismus. Je ein Religionsvertreter wird eingeladen, die eigene Religion vorzustellen. Anschliessend soll entschieden werden, welche Religion das Königreich übernimmt. Der Wettbewerb wird zu einem bewegenden Erlebnis mit zahlreichen Zwischenfällen. Die Rahmenhandlung tippt verschiedene Themen an. Wie gehen Religionen mit fundamentalistischer Gewalt um? Wie reagieren die Religionen auf die persönlichen Gefühle der Menschen? Welche Emotionen weckt der religiöse Dialog? Sie ist deshalb ein zentraler Bestandteil dieses Buches und nicht nur Verbindungsglied der Abschnitte, in denen die einzelnen Relgionsvertreter in Vortrag und Diskussion ihre Theologie erläutern.

Die fünf Religionen und der Atheismus werden kompakt, aber sehr eindrücklich und kompetent präsentiert. Die entsprechenden Textabschnitte des Buches sind wesentlich anspruchsvoller als die lockere Rahmenhandlung. Aber es lohnt sich, diese Passagen aufmerksam zu lesen.

Shafique Keshavjee ist eine meisterhafte Fabel gelungen über das wahrscheinlich schwierigste Thema der Welt. Der Autor ist  als Kind indischer Eltern in Kenia geboren. In der Schweiz hat er Politikwissenschaft und Theologie studiert. Die Orginalausgabe seines Buches erschien 1998 unter dem Titel «Le Roi, le Sage et le Bouffon» in Paris.

(gelesen Mai 2009)

Yesilös, Yusuf – Lied aus der Ferne

Kategorie: Gelesene Bücher
Andi Meyer am 2. Juni 2009 um 05:00 Uhr

Schenker verbrachte die Stunden bis nach Mitternacht mit Nachdenken über mögliche Täter. Immer wieder stellt er sich laut die Fragte: «Wer hat diesen Mann, der hier illegal gelebt hat, umgebracht?» Schenkera Chef hatte angekündigt, er wolle sich mit den Verwandten von Düren treffen, aber unter ihnen befand sich der Mörder höchstwahrscheinlich nicht. Und wenn es doch einer von ihnen gewesen war, würden sie es nie zugeben. Es könnte eine Familienfehde gewesen sein, Blutrache. Doch auch das würden sie nie zugenben. Dazu sind sie noch zu sehr Kurden; sie erzählten nicht freiwillig.

Den Kriminalroman von Yusuf Yeselös habe ich mit viel Vergnügen gelesen. Dies sei vorweg gesagt, gerade weil ich mich über dieses Buch an einigen Punkten auch geärgert habe. Der Blick auf die Schweizer Beamten, die legalen und illegalen Kurden ist glaubhaft. Ebenso die Darstellung der Höhen und Tiefen interkultureller Partnerschaften. Mit Menschen aus der Türkei oder mit Kurden habe ich wenig persönliche Kontakte. Auf Grund zahlreicher Bekannter und Freunde aus dem Nahen Osten erlaube ich mir aber dieses Urteil. Die Kriminalgeschichte ist solide, auch wenn mich die Auflösung des Falles Düren eher enttäuscht hat. Nicht immer gelingt dem Autor eine glaubwürdige Verbindung von interkulturellen, schweizerisch-kurdischen Erlebnissen mit dem Verlauf der Aufklärung des blutigen Mordes im Eingang eines Postgebäudes. Einige der gelungensten Szenen interkultureller Tragikomik bleiben für die Verbrechensaufklärung irrelevant. Umgekehrt trägt die Überführung des Täter nicht wirklich zum Verständnis der unterschiedlichen Kulturen bei. Schade, dass die Verbindung der Ausländerthematik mit dem Plot des klassischen Krimis nicht noch besser gelungen ist.

(gelesen Mai 2009)

Hooper, Mary – Die Schwester der Zuckermacherin

Kategorie: Gelesene Bücher
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Andi Meyer am 23. Mai 2009 um 21:39 Uhr

Auf Grund der guten Rezensionen bei amazon.de habe ich das Buch gekauft und verschenkt. Selbst gelesen habe ich es erst, als es mit negativem Kommentar wieder zu mir zurück kam. Die Geschichte ist simpel, die Charaktere flach. Die angeblich romatische Liebesgeschichte reduziert sich auf einige wenige Begegnungen der beiden Protagonisten. Romantischer „Höhepunkt“ ist ein Kuss, der anstatt auf der Wange auf dem Hutband landet. Einen Abschluss hat das Buch nicht. Die Geschichte endet abrupt mitten im ohnehin dürftigen Handlungsstrang. Aus meiner Sicht dient die Erzählung als Vorwand für gruslige Beschreibungen von Pestkranken und Leichenbergen. Diese Schreckensbilder mögen historisch nicht falsch sein, sie sind aber für die Zielgruppe (das Buch ist ab 12 empfohlen) nicht geeignet. Ich möchte Ihnen aber positivere, teils geradezu begeisterte, Rezensionen dieses Buches nicht vorenthalten. Deshalb trotz allem der Link zum Buch auf amazon.de.

Lem, Stanislaw – Rückkehr von den Sternen

Kategorie: Gelesene Bücher
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Andi Meyer am 21. Mai 2009 um 08:13 Uhr

Seit meiner Studienzeit gehört Stanslaw Lem zu meinen Lieblingsautoren. Er kann fremde Welten und unbekannte Technologien in eingängige Sprachbilder zu fassen. Obwohl das Beschriebene jenseits meiner Erfahrungswelt liegt, entstehen durch Lems Sprache lebendige Bilder und Emotionen, wie im Verhältnis zu Gegenständen meines Alltags.

Im Roman Rückkehr von den Sternen (auch erschienen unter dem Titel Transit) kehrt Hal Bregg nach einer zehnjährigen Raumexpedition auf die Erde zurück. Durch die relativistische Zeitverschiebung sind auf der Erde 123 Jahre vergangen. Freunde und Bekannte von Hal sind schon lange verstorben. Die Technologie ist ihm unbekannt, und Hal muss sich in einer fremden Welt mit völlig neuen sozialen Spielregeln zurecht finden. Das Sozialgefüge ist harmonisch und gewaltfrei durch die Betrisierung, einem chemischen Verfahren, dem jedes Neugeborene unterzogen wird. So ist eine Gesellschaft ohne Aggression entstanden. Mit der Aggression sind auch verwandte Verhaltensmuster verschwunden: Konkurrenz, Leistungsdenken, aber auch Initiative und Neugier. Die Menschheit hat die Erforschung des Weltalls weitgehend eingestellt. Raumfahrt findet nicht mehr statt. Es gibt nur noch leichte Sportarten. Und Hal merkt bald, dass die Betrisierung auch massive Auswirkungen auf die Sexualität hat. Das Verhältnis der Menschen, die ihn als Nicht-Betrisierten erkennen, schwankt zwischen Faszination und Angst.

Als weiteres Thema des Romans wird die Relativität der Zeit (Zeitdilatation) wunderbar anschaulich. Raumfahrt in diesen Dimensionen wirft menschliche und wissenschaftliche Fragen auf. Diesen Fragen muss Hal Bregg sich stellen. Interessant ist dabei die Auseinandersetzung Hals mit der in seiner Abwesenheit auf der Erde entstandenen wissenschaftlichen Literatur. Unaufdringlich brint Stansislaw Lem auf diesem Weg dem Leser seine Überlegungen zum Thema näher.

Weitere Informationen:

(gelesen April/Mai 2009)

Le Carré, John – Geheime Melodie

Kategorie: Gelesene Bücher
Andi Meyer am 6. September 2008 um 17:56 Uhr

Ein Dolmetscher des britischen Geheimdiensts gerät in eine Geheimkonferenz, in der über die Zukunft des Kongo entschieden wird. Ich habe das Buch im August/September 2008 gelesen. Kurz darauf sah ich im Auslandjournal des ZDF eine Reportage über Ruanda und den Kongo. Man hätte meinen könne, es wäre eine Verfilmung des Romans von John Le Carré. Die Realität übertraf geradezu diesen spannenden Thriller.

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Dave Barry – Big Trouble

Kategorie: Gelesene Bücher
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Andi Meyer am 3. September 2008 um 07:26 Uhr

Selten habe ich mich bei einem Buch so amüsiert. Eine exzellente Lektüre, jetzt für die Sommerzeit.

Zitat Klappentext: «Es treten auf: eine Atombombe im Koffer, der Ex-Ehemann und Noch-Werbetexter Eliot, sein pubertierender Sohn Matt, eine Wasserpistole, ein attraktives Collegegirl namens Jenny Herk, ihre Mutter Anna und ihr  Stiefvater Arthur Herk, das Dienstmädchen Nina, Henry und Leonhard, zwei Auftragskillser aus New York, Puggy, ein Penner auf Durchreise und andere Exzentriker.»

(Buch gelesen im Juli 2006)

Daniel Kehlmann – Die Vermessung der Welt

Kategorie: Gelesene Bücher
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Andi Meyer am 30. August 2008 um 07:24 Uhr

In seinem fünften und bisher besten Roman widmet sich der junge Daniel Kehlmann gleich zwei großen Geistern der an deutschen Genies reichen Epoche des 19. Jahrhunderts. Abwechselnd lässt er Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt die Welt erforschen und vermessen, am Ende begegnen sich die beiden, inzwischen alt und berühmt geworden, in Berlin. So leicht, geistreich und zugleich witzig ist schon lange nicht mehr über deutsche Dichter und Denker erzählt worden, über die allzumenschliche Lächerlichkeit auch im Genial-Erhabenen. Ob das alles wirklich so war, fragt der glückliche Leser nicht, auch wenn die leicht karikaturhaften Züge nicht zu leugnen sind. Etwa wenn Humboldt mit seinem Begleiter Bonpland von Paris nach Madrid reitet, um dort am Hof um die Erlaubnis für seine erste Südamerikaexpedition anzusuchen, sie aber einfach nicht vorankommen, weil Humboldt nicht aufhören kann, nebenbei zu messen und zu forschen: “Ein Hügel, von dem man nicht wisse, wie hoch er sei, beleidige die Vernunft, mache ihn unruhig. Ohne stetig die eigene Position zu bestimmen, könne ein Mensch sich nicht fortbewegen. Ein Rätsel, wie klein auch immer, lasse man nicht am Wegesrand.“ (Text zitiert, Buch gelesen im Mai 2006)

Mai, Juni und Juli

Kategorie: Gelesene Bücher
Andi Meyer am 30. Juli 2008 um 22:12 Uhr

Viel gelesen und viel unterwegs – so komme ich nicht mehr dazu über alle Bücher, die ich von Mai bis Juli gelesen habe ausführlicher zu schreiben. Hier die Titel und einige kurze Bemerkungen.

Martin Suter, Business Class
Neue Geschichten aus der Welt des Managements
Martin Suter ist wie immer ein Hochgenuss. Die Geschichten sind prägnant, kurz und oft treffend. Auf jeden Fall zu empfehlen.
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Michael Crichton, Beute
Ein spannender Thriller zum Thema Nanotechnologie, der aber nicht ganz an meinen älteren Favoriten «Andromeda» von Michael Crichton herankommt.
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Thomas Zwygart, Mord im Blauen Bähnli
Antiquarisch habe ich diesen Berner Krimi gekauft. Das Besondere: Der Krimi ist im Rahmen des Wettbewerbs «100 Jahre Blaues Bähnli» 1998 entstanden. Er ist zuerst in 52 veröffentlicht worden, von denen 1998 jede Woche eine neue Ausgabe im Blauen Bähnli ausgelegt wurde.

Jean-Dominique Bauby, Schmetterling und Taucherglocke
Ein ganz besonderer Schatz. Nach einem Hirnschlag ist der Autor vollständig gelähmt. Eingeschlossen in seinem Körper diktiert er das Buch mit dem Zwinkern eines Augenlids. «Ich mache mich auf den Weg.» – Dieser Schlusssatz macht deutlich: Leben ist mehr als Aktion, Autonomie und Leistung. Leben ist an sich das wertvollste Gut des Menschen.
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Clive Barker, Abarat – Tage der Wunder, Nächte des Zorns
Band zwei der Abarat Serie habe ich in einem Zug gelesen.
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Donna Leon, Blutige Steine
Comissario Brunettis vierzehnter Fall
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Blutige Steine. 8 CDs (Hörbuch)

Jaud, Tommy – Resturlaub

Kategorie: Gelesene Bücher
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Andi Meyer am 16. April 2008 um 18:13 Uhr

Resturlaub – das Zweitbuch, „Ein Hammer von Gegenwartsroman“, so das Spiegel-Fazit auf der Buchrückseite. Auch wenn ich diesem Urteil nicht ganz zustimme, habe ich mich bei der Lektüre bestens amüsiert. Pitschi Greulich bleibt seinem Alltagscharakter treu, trotz Flucht vor der kindergeilen Freundin und dem elften Mallorca-Urlaub. Empfehlenswert als Lektüre für den eigenen (Rest-)Urlaub. (gelesen im März/April 2008)

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Foley, Mick: Wie die Helden

Kategorie: Gelesene Bücher
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Andi Meyer am 29. März 2008 um 07:49 Uhr

Wieder einmal ein Buch, dass ich fast in einem Zug durchgelesen habe. Gut geschrieben, gut zu lesen. Ob Mick Foleys Roman über den 17jährigen Andy auf einer Stufe mit Klassikern wie „Fänger im Roggen“ steht – so die Werbung, da habe ich meine Zweifel. Zu überzeichnet ist dann die Darstellung und Charakterisierung der Personen. So hat das Buch auch die Kritik gespalten. Auf Spiegel online findet sich dazu ein interessantes Interview mit dem Autor.

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